Wer den europäischen Mobilfunkmarkt ein wenig verfolgt, weiß, dass meist nicht mal die besten Handyvertrags-Deals auf mydealz günstiger als reine Standardangebote anderer europäischer Mobilfunkanbieter sind.
Wenn man dann noch den Blick auf unsere Nachbar-Deal-Communites schweifen lässt, so schlackern einem die Ohren.
So gibt es etwa in den Niederlanden einen komplett unlimitierten T-Mobile Vertrag (unlimitierter LTE Datenverbrauch, Minuten und SMS) für gerade einmal 35 € / Monat. Wer jetzt aber denkt, den könne man auch hierzulande nutzen - leider gefehlt, denn EU-Roaming ist nur maximal 60 Tage im Jahr kostenlos inkludiert.
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nl.pepper.com/aan…985Ein noch heftigeres Preis-/Leistungsverhältnis bot im vergangenen Dezember der französische Mobilfunkbetreiber free mobile an. 50 GB LTE kombiniert mit einer Allnet- und SMS-Flat für gerade einmal 2,99 € pro Monat.
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dealabs.com/bon…152Ab dem 15.06.2017 tritt eine Erweiterung der EU-Roaming-Verordnung in Kraft, die Roaming-Gebühren für die Nutzung von Mobiltelefonen im EU-Ausland für Anrufe, SMS und Internetzugang weitgehend abschafft. Heimische Vertragskonditionen können also ohne Aufpreis auch im EU-Ausland und wenigen anderen Ländern, die sich dieser Verordnung angeschlossen haben, genutzt werden. Allerdings ist diese Verordnung eher als netter Service für den Urlaub oder den geschäftlichen Kurzaufenthalt zu betrachten, denn die kostenlosen Roamingoptionen sind max. 60 Tage im Jahr inklusive. Somit verhindert der Konsens dieser Verordnung, dass man einen Handyvertrag im europäischen Ausland abschließen und hierzulande nutzen kann.
Die hinter dem österreichischen Mobilfunkbetreiber "
spusu" stehende Firma Mass Response ist das erste Unternehmen, das mit Nachdruck versucht, Fuß auf dem deutschen Mobilfunkmarkt zu fassen.
Ein derzeit laufender Aktionstarif von spusu in Österreich beinhaltet zum Beispiel 17 GB LTE-Datenvolumen, 600 Minuten und 200 SMS für 14,80 € / Monat. Das Ganze ist sogar monatlich kündbar und nicht verbrauchtes Datenvolumen (bis max. 35,6 GB) als auch Minuten und SMS werden dem Folgemonat gutgeschrieben.
Am liebsten wäre es Resellern wie spusu wahrscheinlich, wenn sie ihre heimischen Tarife zu gleichen Preisen auch an deutsche (und andere europäische) Kunden verkaufen könnten. Das würde den europäischen Mobilfunkmarkt in einen kompletten Wettbewerb versetzen.
Eine Hintertür in den deutschen Markt hat spusu aber dennoch gefunden - und genau jene möchte Telefónica geschlossen halten - Unterstützung bekommen sie offenbar von der EU-Kommission, die damit möglicherweise gegen den Sinn des Beschlusses zur Regulierung von Mobilfunkfrequenzen der ehemals eigenständigen Mobilfunkbetreiber e-plus und Telefónica verstoßen.
Im Zuge der Fusion der beiden Unternehmen, die durch die Europäische Kommission im Juli 2014 wettbewerbsrechtlich freigegeben wurde, beschloss die zuständige deutsche Bundesnetzagentur, dass das o2-Netz virtuellen Netzanbietern geöffnet werden muss.
So heißt es etwa im
Entscheidungsentwurf zur Fusion von Telefónica und E-Plus:
"... ein chancengleicher Wettbewerbs und die Förderung nachhaltig wettbewerbsorientierter Märkte ist ein Ziel der Regulierung."Bislang hat nur die deutsche Drillisch AG mit einem sogenannten MBA-MVNO-Vertrag eine besondere Rolle im o2-Netz. Sie können ohne eigene Netzinfrastruktur trotzdem wie ein Netzbetreiber agieren und eigene Tarife und Produkte anbieten.
Genau das möchte spusu auch können. Seit mehr als zwei Jahren verhandelt das Unternehmen mit Telefónica über einen solchen Vertrag erfolglos. Bereits letztes Jahr zur Fussball EM wollte spusu mit einem 3,5 GB Vertrag für unter 10 € pro Monat in Deutschland starten.
Der einzige Ausweg scheint eine Klage gegen die EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof zu sein. Spusu Geschäftsführer Franz Pichler erläuterte gestern seine Entscheidung vor den Gerichtshof zu ziehen in einer Pressemitteilung:
"Deutschland ist seit Jahren im Hinblick auf Mobilfunk ein Entwicklungsland und ein Wettbewerb im Mobilfunksektor ist schlicht nicht vorhanden. Es kann nicht sein, dass die EU-Kommission jetzt genau jene Großkonzerne schützt, die einen freien Wettbewerb und damit verbunden die Schaffung von tausenden Arbeitsplätzen und günstige Konditionen für den Endverbraucher seit Jahren verhindern. Es ist nicht akzeptabel, dass dem deutschen Bürger nach wie vor die Nutzung von mobilen Daten zu unattraktiven Konditionen und vollkommen überteuerten Preisen aufgezwungen werden."
Die gesamte Pressemitteilung könnt ihr noch einmal hier nachlesen:
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pressetext.com/new…011
Telefónica indes sieht in der Auflage der EU-Kommission keine Begründung, spusu als virtuellen Netzbetreiber in ihrem Netz zu erlauben. Sie möchten spusu nur als Reseller freigeben.
Ich sehe den Vorstoß von spusu als unterstützenswert an, da wir alle hier nur durch freien Wettbewerb Deals teilen können.
Wenn Euch das Thema Mobilfunk auf dem europäischen Markt ebenso am Herz liegt, werden wir auf mydealz weiter darüber berichten.