Analyse zu Condor: Preisschlacht auf Staatskoste

Berlin, 10. Oktober 2019. Condor ist in der Schieflage – finanziell und medial: Erst musste die Airline wegen der Insolvenz ihrer Mutter Thomas Cook auf einen Staatskredit in Höhe von 380 Millionen zurückgreifen. Nun berichtet „Der Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe, Condor nutze die Staatsmillionen, um mit Billigtickets zu werben. Aber stimmt das wirklich? Das Verbraucherforum mydealz hat die Flugpreise auf 439 Strecken vor und nach der Kreditvergabe verglichen und stellt fest: Flüge mit Condor sind nun tatsächlich etwas günstiger als noch vor zwei Wochen. Deutlich stärker als Condor aber haben die Konkurrenten des Ferienfliegers an der Preisschraube gedreht. Erklären lässt sich der Preisverfall vor allem mit saisonalen Effekten.

 

207 Euro zahlen Reisende, wenn sie heute über die Internetseite von Condor einen Flug von Frankfurt nach Fuerteventura für den 28. Oktober buchen und sieben Tage später wieder zurückfliegen möchten. Mehr als das Doppelte, nämlich 479,98 Euro, hätten sie gezahlt, wenn sie am 25. September gebucht hätten und – ebenfalls drei Wochen später – am 14. Oktober, geflogen wären. Es sind Zahlen und Rechenspiele wie diese, die aktuell für Gesprächsstoff sorgen. Ausgelöst durch einen Artikel im aktuellen „Spiegel“, geriet Condor Anfang der Woche in den Verdacht, den Staatskredit zu nutzen, um mit Niedrigstpreisen in den Wettbewerb zu ziehen und Reisende für sich als Kunden zu gewinnen.

 

Condors Preisvorteil schrumpft auf 4,6 Prozent

 

Dabei zeigt ein Vergleich der Preise, die Condor und andere Airlines am 24. September und am 7. Oktober für insgesamt 439 verschiedene Flugverbindungen berechneten, zweierlei: Condor war und ist vergleichsweise günstig. Die Konkurrenz holt aber auf: 433,10 Euro kosteten Hin- und Rückflug mit Condor bei der Stichprobe am 24. September im Schnitt, 410,21 Euro bei der Stichprobe am 7. Oktober. Der jeweils günstigste Konkurrent berechnete am 24. September durchschnittlich 399,94 Euro und am 7. Oktober durchschnittlich 326,00 Euro.

 

Während Condor seine Preise also „nur“ um 3,85 Prozent senkte, sanken die Preise der Konkurrenz um satte 18,49 Prozent. In der Folge schrumpfte Condors Preisvorteil. War der Ferienflieger am 25. September noch 11,06 Prozent preiswerter als der Wettbewerb, fiel sein Preisvorteil am 7. Oktober mit 4,64 Prozent deutlich geringer aus.

 

Condor konkurriert nur bei jedem zweiten Flug mit anderen Airlines

 

Wie stark Condors Marktposition und Preisführerschaft sind, macht ein genauerer Blick auf einzelne Strecken deutlich. Insgesamt nahmen die Tester von mydealz am 24. September und 7. Oktober jeweils 439 Flugverbindungen unter die Lupe, die Condor im Sommerflugplan führte. Buchen ließen sich Direktflüge auf 436 beziehungsweise 142 dieser Strecken. Beim Vergleich fiel dabei zunächst vor allem eines auf: Auf vielen Strecken bot Condor als einzige Airline Direktflüge an. Bei der ersten Stichprobe konnten die Tester von mydealz 203 Direktflüge nur bei Condor buchen. Bei der zweiten Stichprobe bot Condor Direktflüge auf immerhin noch 72 Verbindungen exklusiv an. Mit anderen Airlines konkurrierte Condor nur auf 233 Verbindungen (53,4 Prozent) beziehungsweise 70 Verbindungen (49,3 Prozent)

 

Der Grund dafür, wieso Condor so selten im direkten Wettbewerb mit anderen Fluggesellschaften steht, ist simpel: Condor ist nicht nur an den großen Flughäfen in Frankfurt, München, Düsseldorf oder Köln vertreten, sondern auch in der Provinz. Und Condor fliegt auch an Wochentagen, an denen andere Fluggesellschaften sonst das Kostenrisiko scheuen. Wer montags von Hamburg oder Leipzig/Halle direkt nach Teneriffa oder von Hannover nach Santa Cruz de la Palma fliegen möchte ist so genauso auf Condor angewiesen wie Reisende, die mittwochs – ohne Umstieg – von Frankfurt nach Holguin (Kuba), Montego Bay (Jamaika) oder Santo Domingo (Dominikanische Republik) fliegen möchte.

 

Nicht zufällig schlug der Flughafen Leipzig/Halle unmittelbar nach Bekanntwerden der Thomas-Cook-Insolvenz Alarm: Mit 63 Flügen pro Woche ist Condor für den Flughafen Leipzig/Halle gleich nach der Lufthansa die wichtigste Fluggesellschaft. Und tatsächlich bot Condor bei den Stichproben im September und Oktober 33 der 55 von mydealz analysierten Direktflüge (60,0 Prozent) exklusiv an. Ähnlich stark sind Reisende aus den Regionen um Hannover und Hamburg auf Condor angewiesen: Von den 58 analysierten Direktflügen ab Hannover bot Condor 30 (51,7 Prozent) exklusiv an. Direktflüge ab Hamburg konnten die Tester von mydealz in 27 von 62 Fällen (43,6 Prozent) nur bei Condor finden.

 

Saisonale Effekte lassen Preise sinken

 

Es wirkt fast schon ein wenig paradox, dass sich unter den dreißig Verbindungen, deren Preise besonders stark gesunken sind, gleich zehn Verbindungen finden, für die Condor sowohl bei der Stichprobe am 24. September als auch bei der Stichprobe am 7. Oktober als einzige Airline Direktflüge angeboten hat: Zwar führten bei den Stichproben drei Strecken das Ranking an, auf denen Condor mit anderen Airlines konkurrierte: Am stärksten sanken die Flugpreise auf den Strecken Frankfurt-Fuerteventura (Montag, 56,9 Prozent), Frankfurt-Gran Canaria (Mittwoch, 53,0 Prozent) und München-Funchal (Donnerstag, 52,0 Prozent). Der Wettbewerb mit anderen Airlines kann aber nicht als Grund dafür herhalten, dass Condor auch die Preise für Direktflüge auf den Strecken Düsseldorf-Agadir (Dienstag, 49,64 Prozent), Düsseldorf-Fuerteventura (Dienstag, 49,37 Prozent), Frankfurt-Agadir (Dienstag, 45,71 Prozent), Leipzig-Agadir (Dienstag, 43,75 Prozent), Frankfurt-Santa Cruz de la Palma (Sonntag, 42,85 Prozent), Leipzig-Teneriffa (Montag, 41,02 Prozent), Hannover-Lanzarote (Freitag, 34,48 Prozent), Hannover-Fuerteventura (Samstag, 34,25 Prozent), Frankfurt-Cancun (Freitag, 34,16 Prozent) und Düsseldorf-Funchal (Samstag, 33,61 Prozent) stark gesenkt hat. Condor ist – zumindest an den jeweiligen Wochentagen – die einzige Airline, die hier Direktflüge anbietet.

Auch andere Ergebnisse der Stichprobe sprechen dafür, dass Condor keinen staatlich subventionierten Preiskampf führt, sondern schlicht auf die saisonal bedingt sinkende Nachfrage reagiert. Nicht nur bei Condor, sondern generell sind die Preise von Flügen zu vielen klassischen Urlaubsdestinationen gesunken: Direktflüge zwischen Deutschland und Madeira sind mit Condor Ende Oktober/Anfang November so beispielsweise 39,86 Prozent günstiger und mit anderen Airlines 11,21 Prozent preiswerter als zwei Wochen zuvor. Für Flüge zwischen Deutschland und Fuerteventura berechnete Condor bei der zweiten Stichprobe 27,38 Prozent weniger während die Preise der nächstgünstigen Airline sogar um 36,31 Prozent gesunken sind. Wer Ende Oktober/Anfang November von Deutschland aus nach Antalya fliegt, zahlt bei Condor 21,93 Prozent weniger und bei anderen Airlines sogar 25,77 Prozent weniger. Und nicht zuletzt sind die Preise für Flüge nach Teneriffa um 10,06 Prozent beziehungsweise 6,96 Prozent und nach Hurghada um 0,7 Prozent beziehungsweise 26,29 Prozent gesunken.

 

Teilweise – auch dies spricht gegen einen Preiskampf – entwickeln sich die Preise sogar in entgegengesetzte Richtungen: Wer Ende Oktober/Anfang November mit Condor nach Calgary und zurück fliegt, zahlt so beispielsweise 1,11 Prozent mehr als zwei Wochen zuvor während die Konkurrenz um 12,1 Prozent preiswerter geworden ist. Ähnlich sieht es bei Flügen nach Windhoek (Namibia) aus: Für sie berechnete Condor bei der zweiten Stichprobe 2,49 Prozent mehr während andere Airlines ihre Preise um 12,86 Prozent gesenkt haben. Und während die Preise für Flüge nach Seattle bei Condor um 15,36 Prozent gesunken sind, berechneten andere Fluggesellschaften für sie bei der zweiten Stichprobe am 7. Oktober 17,67 Prozent mehr als bei der ersten Stichprobe am 24. September.

 

Wie sich die Preise in Zukunft entwickeln werden, lässt sich kaum seriös vorhersagen. Die sich aktuell abzeichnenden Preistrends legen aber nahe, dass Condor den vermuteten – gewissermaßen staatlich finanzierten – Preiskampf wohl eher nicht führt.

 

 

 

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Hinweis zur Methodik

 

Die obenstehenden Aussagen basieren auf einer Analyse, die das Verbraucherforum mydealz am 24. September sowie am 7. Oktober 2019 durchgeführt hat. Mit jeweils drei Wochen Vorlaufzeit hat mydealz ermittelt, wie sich die Preise für Direktflüge (Hin- und Rückflug, ein Erwachsener, kein Gepäck) in den Wochen vom 14. bis zum 20. Oktober (Hinflug) und vom 28. Oktober bis zum 3. November (Rückflug) sowie vom 28. Oktober bis zum 3. November (Hinflug) und vom 4. bis zum 10. November 2019 (Rückflug) auf 439 bei Condor im Sommerflugplan 2019 enthaltenen Strecken entwickelt haben. Verglichen wurden die Preise von Condor jeweils miteinander und mit den Preisen der übrigen Fluggesellschaften, die Direktflüge auf den jeweiligen Strecken angeboten haben.

 

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Rohdaten

Die Rohdaten zu den oben genannten Umfragen finden Sie hier: https://mdz.me/condor

 

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Über mydealz (www.mydealz.de):

 

mydealz wurde im April 2007 von Fabian Spielberger als Blog gegründet und ist heute mit 50,9 Millionen Kontakten pro Monat die größte Social-Shopping-Plattform. 6,7 Millionen Konsumenten (Unique User) nutzen mydealz jeden Monat, um Angebote einzustellen, zu diskutieren und zu bewerten und so Produkte zu den besten Konditionen am Markt zu finden. Seit 2014 ist mydealz Teil der Pepper.com-Gruppe, die als weltweit größte Shopping-Community neben Deutschland auch in Brasilien, Frankreich, Großbritannien, Indien, Mexiko, den Niederlanden, Österreich, Polen, Russland und Spanien betreibt. Monatliche nutzen 25 Millionen Verbraucher die zwölf Pepper-Plattformen, um sich über aktuelle Angebote auszutauschen und 12.000 Kaufentscheidungen pro Minute zu treffen.

 

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Eine kurze Bitte zum Schluss

 

Wir freuen uns immer sehr, wenn die von uns geteilten Informationen auch für Sie relevant sind, möchten Sie jedoch höflich bitten, auf die richtige Schreibweise unseres Namens zu achten. Schreibweisen wie „myDealz“ oder „MyDealz“ sind veraltet. Wir selber schreiben unseren Namen seit mehreren Monaten komplett in Kleinbuchstaben: „mydealz“. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

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