Rentiert sich eine PV-Anlage ? - Ein Erfahrungsbericht

Hallo zusammen,

der ein oder andere hat sich vielleicht schon mal die Frage gestellt, ob sich eine PV-Anlage rentiert im Vergleich mit einer (sicheren) Geldanlage.

Leider ist das Thema mittlerweile emotional / ideologisch ziemlich aufgeladen. So möchte ich Euch ein paar Zahlen liefern, damit Ihr Euch selbst eine Meinung bilden könnt.

Es hängt stark von den persönlichen Gegebenheiten ab – insbesondere von den Kosten für die PV-Anlage, dem Aufstellort und dem eigenen Verbrauch.

Meine PV-Anlage mit 7,560 kWp hat 11.902,55 Euro gekostet.


Zu den Kosten sei erwähnt, dass ich mich für Solarhalteziegel aus Aluminium entschieden habe (der teuerste Posten der Rechnung) - Dachhaken wären bedeutend günstiger gewesen. Allerdings hätte es hier im Schadensfall Gewährleistungsprobleme mit der Baufirma geben können.



Wir wohnen in Oberbayern. Unser Dach hat eine Nord / Südausrichtung mit einer Dachneigung von 32 Grad. Wir haben im Dachgeschoss auf Dachfenster auf der Südseite verzichtet. Somit perfekte Voraussetzungen für die PV-Anlage.

Wir haben 2023 gebaut – das Haus hat mit Keller eine Fläche von gut 200 m². Geheizt wird mit Wärmepumpe und Holzofen.

Die Wärmepumpe von Alpha Innotec hateine Heizleistung von 8,2 kW.

Vor einem Jahr habe ich verschiedene Angebote bei Solarteuren eingeholt. Die Preise ohne Speicher gingen bei 17.000 Euro los (mit Dachhaken) und gingen bis weit über 20.000 Euro. Das war mir zu teuer.

Da ich wusste, dass mein Haus während der Bauphase längere Zeit eingerüstet sein wird, kam der Gedanke auf, die Anlage selbst zu installieren. Die Montage war für mich als "Nicht-Elektriker" gut machbar - man muss sich halt in die Thematik einlesen. Höhenangst sollte man auch nicht haben

Info: Der Strompreis bei meinem Versorger liegt ab April 2024 bei 27 ct kWh.


### Vergleichswert ###

Aktuell gibt es wieder verhältnismäßig gute Zinsen am Kapitalmarkt (noch...). Da Börseninvestitionen starken Schwankungen unterliegen und auch ein gewisses Risiko mit sich bringen, ziehe ich zum Vergleich Fest- / Tagesgeld mit einer Verzinsung von 3 % und 4 % heran.

Gesamtbetrag inkl. Zinsen nach 30 Jahren:

3 %: 27.311 Euro

4 %: 36.494 Euro

### Volleinspeisung ###

Ich rechne im Jahr mit einem Ertrag von 8000 kWh. Bei einer Volleinspeisung würde ich 13 Cent / kWh bekommen. Macht einen Ertrag von 1.040 Euro im Jahr. Allerdings ist diese Einspeisevergütung nur auf 20 Jahre fix. Danach gibt es den Börsenstrompreis (im Jahr 2023 7,2 ct / kWh).

Macht auf 30 Jahre einen Ertrag von 26.560 Euro – oder eine jährliche Rendite von 2,72 %


### Eigenverbrauch mit Teileinspeisung###

Diese Variante habe ich gewählt. Ich habe die Wärmepumpe dahingehend programmiert, dass die Erhitzung des Warmwassers nur in der Zeit zwischen 10 und 16 Uhr stattfindet. Aufgrund des gut isolierten Pufferspeichers hat das Wasser in der Früh immer noch 45 Grad – bei uns wird nicht kalt geduscht .

Die Programmierung hat zwei Effekte: Um 10 Uhr wird über die PV-Anlage meist ausreichend Strom erzeugt, sodass für die Warmwasserbereitung kein Strom zugekauft werden muss. Zum anderen läuft die Wärmepumpe aufgrund der wärmeren Temperaturen effizienter.

Wir haben das Nutzungsverhalten für diverse Elektrogeräte dahingehend angepasst, dass wir Waschmaschine, Wäschetrockner und Spülmaschine bei ausreichend PV-Ertrag einschalten. Funktioniert bis jetzt tadellos. Im Monat verbrauchen wir zwischen 100 und 150 kWh selbst erzeugten Strom. Macht über das Jahr einen erwarteten Eigenverbrauch von ca. 1.750 kWh

Hier muss ich dazusagen, dass wir nur nur noch effiziente Elektrogeräte haben.

Wir gehen auch hier von einem Ertrag von 8.000 kWh aus.

Macht einen Ertrag / Ersparnis von 985 Euro im Jahr.

Auf 30 Jahre ergibt das einen Ertrag / Ersparnis von 28.925 Euro oder eine jährliche Rendite von 3,01 %

Erhöht man den Eigenverbrauch steigt aufgrund der höheren Ersparnis die Rendite. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich einen ID3 bestellt - ich bin gespannt.

Folgende Parameter habe ich nicht in die Berechnung der Rendite von Tages-/Festgeld und PV-Anlage einfließen lassen: Höhere Versicherungskosten bei der Wohngebäudeversicherung, ggf. Wartungs- /Reparaturkosten, Kapitalertragssteuer, Soli, ggf. Kirchensteuer, Inflation des Strompreises.


### Macht ein Stromspeicher Sinn? ###

Ich habe mit dem Gedanken gespielt, auch einen Speicher zu installieren. Ein 9,6 kWh-Speicher von Sungrow würde aktuell 3.645 Euro kosten.

Aufgrund der bisherigen Verbräuche wäre es realistisch pro Jahr 2.000 kWh weniger zukaufen zu müssen.

Das heißt, ich würde pro Jahr 540 Jahr sparen – allerdings würde ich auch 164 Euro weniger Einspeisevergütung erhalten. Das macht einen Ertrag / Ersparnis von 376 Euro pro Jahr.

Bei einem LiIonen-Speicher rechnet man mit einer Lebensdauer von 10 Jahren. Abzüglich der Kaufkosten bleibt ein kleiner Gewinn von 115 Euro – die Einspeise- / Ausspeiseverluste sind hier NICHT eingerechnet.

Ein Stromspeicher macht daher für mich aktuell keinen Sinn.


### Fazit ###

Für mich war die Investition sinnvoll - spätestens seit den Kapriolen des Strompreises 2022/23, dem Ausstieg aus der Kernenergie und dem angekündigten Ausstieg aus der Kohleverstromung, wissen wir, wie stark der Strompreis steigen kann. Ich sehe die Anlage als kleine Absicherung gegen steigende Strompreise.

Danke für Euer Interesse und für's Lesen - wurde doch etwas länger als gedacht

Hier die Produktionsdaten der PV Anlage sowie die Verbräuche seit Dezember:

Anfang Dezember hatten wir einen halben Meter Neuschnee und anschließend zweistellige Minusgrade - hier kommt die Effizienz der Wärmepumpe an ihre Grenzen, wie man an dem Verbrauch sehen kann.