Ein etwas ungewöhnlicher "Deal", der sich jedoch aus meiner Sicht sehr lohnt! Die Stadt Bonn fördert seit 01.01.2023 den Kauf von Mini-PV-Anlagen zur eigenen Stromerzeugung durch einen finanziellen Zuschuss.
ACHTUNG UPDATE: Zum 01.04.2023 wurde die Förderrichtlinie der Stadt Bonn angepasst. Seitdem ist die Förderung gedeckelt auf 600 €/kW Einspeiseleistung, dabeimax. 60 % des Rechnungspreises. Für die gegenwärtig zulässige Grenze von 0,6 kW Einspeiseleistung ergibt sich daraus für Mieter eine maximale Förderung von 360 €. Details und weitere Informationen:
bonn.de/solarDirekt vorweg: Das ganze ist nur etwas für Leute, die entweder technisch interessiert sind und handwerklich keine zwei linken Hände haben oder aber bereit sind, zusätzlich etwa 200 € für einen Elektriker zu zahlen. Der Deal lohnt sich aber aus meiner Sicht auch in diesem Fall - siehe Beispielrechnung unten.
HintergrundWas ist eine Mini-Photovoltaik-Anlage (kurz Mini-PV, auch Stecker-Solargerät oder Balkonkraftwerk genannt) und warum lohnt sie sich? Bevor ich den Deal beschreibe, sollte ich das vielleicht kurz erklären. Wer schon Bescheid weiß, scrollt einfach direkt runter zum Deal.
Durch eine Mini-PV kann man unkompliziert eine kleine Menge Solarstrom für den eigenen Verbrauch erzeugen und dadurch seine Stromkosten senken. Sie unterscheidet sich vor allem durch zwei Punkte von einer "großen" Anlage wie auf Hausdächern:
1. Erfordert deutlich weniger bürokratischen Aufwand
2. Kann durch den Eigentümer selbst in Betrieb genommen werden
Als Mini-PV gelten Anlagen bis zu einer Einspeiseleistung von 600 Wp. Diese Abkürzung steht für Wattpeak und beschreibt die maximale Leistung, die sie in den angeschlossenen Stromkreis einspeist - naturgemäß ist die tatsächliche Leistung abhängig von Wetter und Tageszeit nicht immer so hoch.
Für die Selbstversorgung reicht das natürlich bei weitem nicht und das ist auch nicht das Ziel. Es geht schlicht darum, Stromkosten zu sparen (und natürlich die Umwelt zu schützen (rainbow)).
Wie viel Stromkosten spart man und wann lohnt sich eine Mini-PV? Das hängt von vielen Faktoren ab, vor allem von den Kosten der Anlage, den Kosten für Netzstrom, der Leistung der Anlage (Wp der Solarpanele und des Wechselrichters) sowie von Ausrichtung, Winkel und ggf. Verschattung der Panele. Um das für den hier präsentierten Deal mal zu überschlagen, habe ich mit dem
Stecker-Solar-Simulator der HTW Berlin eine Beispielrechnung mit folgenden praxisnahmen Annahmen durchgeführt:
- Kosten der Anlage: 440 € (ca. 800 € Marktpreis minus 360 € Förderung)
- Kosten für Netzstrom: 40 Cent/kWh
- Leistung der Anlage: Panele 760 Wp, Wechselrichter 600 Wp
- Ausrichtung: Südwest, Winkel: 90% (bewusst suboptimal; 45% wäre etwa optimal), Verschattung: leicht; insgesamt also keine Idealbedingungen
Damit kommen wir auf eine Stromerzeugung pro Jahr von ca. 460 kWh, wovon ca. 300 kWh selbst verbraucht und der Rest nach aktueller Rechtslage dem Netzbetreiber "geschenkt" werden. Wer tagsüber viel zuhause ist und dabei Strom verbraucht, beispielsweise im Home Office, nutzt natürlich mehr des erzeugten Stroms selbst - alles hier beschriebene sind Näherungswerte. In unserer Beispielrechnung ergibt sich bei einem Strompreis von 40 Cent/kWh eine jährliche Ersparnis von 120 €. Die Anlage hätte sich also in ca. 3-4 Jahren amortisiert! Bei einer geschätzten Nutzungsdauer von 20 Jahren unter Berücksichtigung der stetigen leichten Leistungsabnahme der Panele und bei fixem Strompreis (zur Vereinfachung) kommt man auf eine
langfristige Ersparnis von ca. 1600 € Für die Umweltbewussten: man vermeidet etwa 1200 kg CO2.
Weiterführende Informationen, auch zu vielen der im folgenden beschriebenen Schritte, findet man bei der Verbraucherzentrale sehr übersichtlich zusammengestellt:
verbraucherzentrale.de/wis…715
=== DER DEAL ===
Der eigentliche "Deal" besteht in der Förderung des Kaufs einer Mini-PV durch die Stadt Bonn. Damit alles reibungslos klappt, sind jedoch mehrere Schritte erforderlich, durch die ich im Folgenden durchführe.
1. Schritt: Voraussetzungen klärenDamit sich eine Mini-PV lohnt, muss sie an einem sonnigen Ort montiert bzw. aufgestellt werden, der die meiste Zeit weitgehend unverschattet ist. Sie sollte möglichst in
Richtung Süd, Südost oder Südwest ausgerichtet sein. Bei Ausrichtung nach West oder Ost ist die Leistung deutlich geringer, bei Nordseite lohnt sie sich praktisch nicht.
Um in den Genuss der vollen 360 € Fördersumme kommen zu können, muss man
zur Miete wohnen. Hier reicht es bei der Antragsstellung, dies durch Anklicken des entsprechenden Häkchens zu bestätigen. Wer im eigenen Haus wohnt, erhält maximal 180 €. Wer hingegen zur Miete wohnt und zusätzlich einen Bonn-Ausweis hat, kann bis zu 480 € erhalten.
Zu
Sonderregeln bei Baudenkmälern siehe Details im Link zum Deal.
Ob die
Zustimmung des Vermieters erforderlich ist, ist derzeit rechtlich ungeklärt. Einerseits findet bei den meisten Montagelösungen (Aufständerung oder Klemmen) keine bauliche Veränderung am Gebäude statt. Andererseits kann die "Veränderung des Fassadenbildes" u.U. trotzdem als Einwand geltend gemacht werden. Im November 2022 hat die Justizministerkonferenz der Länder empfohlen, Mini-PV-Anlagen in den "Katalog der privilegierten Maßnahmen" aufzunehmen, auf deren Gestattung die Mieter einen Anspruch haben. Dies wurde bislang jedoch noch nicht umgesetzt. Daher sollte man seine Vermieter auf jeden Fall vorher informieren und ggf. deren (schriftliches) Einverständnis einholen, um auf der sicheren Seite zu sein.
2. Schritt: Modell wählenAnbieter und Modelle gibt es wie Sand am Meer, daher unten meine persönlich Empfehlung. Wichtig sind in jedem Fall folgende Punkte:
- Die Wechselrichterleistung darf maximal 600 Wp (Wattpeak) betragen. Die Leistung der Solarmodule darf hingegen auch höher sein, das ist unerheblich.
- Zudem muss für den Wechselrichter ein Zertifikat für den NA-Schutz vorliegen. Andere Wechselrichter darf und sollte man auch nicht verwenden!
- Schuko-Stecker oder Wieland-Stecker? Ein weiterer umstrittener Punkt. Mini-PV-Anlagen müssen über eine sog. "Energiesteckvorrichtung" abgeschlossen werden. Dies bedeutet jedoch nichts weiter, als dass die Anlage keinen Strom produzieren darf, wenn sie nicht angeschlossen ist, um das Risiko eines Stromschlags zu verhindern. Es wurde bislang von manchen Seiten argumentiert, dass dies nur mit dem Wieland-Stecker sichergestellt sei. Als Gegenargument wird oft angeführt, dass zertifizierte Wechselrichter, die ja ohnehin vorgeschrieben sind, nach Trennung vom Netz automatisch innerhalb von maximal 0,2 Sekunden spannungsfrei sind und somit die Voraussetzungen einer "Energiesteckvorrichtung" unabhängig von der Art des Steckers erfüllt seien. Wichtig: Für den Erhalt der Förderung ist unerheblich, welchen Stecker man wählt. Man muss die Anlage jedoch beim Netzbetreiber anmelden (siehe unten) und dort bestätigen, dass sie mittels "Energiesteckvorrichtung" angeschlossen ist.
- Zu guter Letzt muss natürlich die Montagelösung (Aufständerung, Balkonmontage...) für die eigenen Anforderungen passen.
Ich habe die Angebote verschiedener Anbieter verglichen und mich selbst für das Modell
"Mein-Solarwerk Balkonkraftwerk 760 Watt Energy-Hoymiles" der Firma Steckersolar GmbH entschieden. Der Wechselrichter erfüllt alle nötigen Voraussetzungen und ist sogar WLAN-fähig, und mit einem Komplettpreis von 779 € einschließlich aller Komponenten für die Balkonmontage zzgl. 24,95 € Versand stimmt hier das Preis-Leistungs-Verhältnis. Andere Montagelösungen sind ebenfalls möglich und meist noch etwas günstiger.
Wer ein anderes Modell kaufen möchte und eine passende Montagelösung sucht, dem sei die Firma
Balkonkraftwerk600 ans Herz gelegt. Hier kann man sich zu einem angemessenen Preis eine individuelle Montagelösung zusammenstellen, z.B. ein Komplettpaket zur Balkonmontage für unter 100 €.
3. Schritt: Förderung beantragenNachdem alle obigen Punkte geklärt sind, kann es losgehen und wir kommen zum eigentlichen Deal: Das Beantragen der Förderung. Hierzu benötigt man nur ein Angebot für die Anlage, die man kaufen möchte, als PDF. Es reicht hierfür aus, einfach die Website des Anbieters als PDF zu speichern. Wichtig ist, dass dort die Leistung des Wechselrichters und ggf. auch der Gesamtpreis erkennbar sind. Anschließend klickt man sich durch das
Antragsformular der Stadt Bonn. Weitere Informationen findet man auch hier:
bonn.de/solarIch selbst habe den Bewilligungsbescheid für die Förderung innerhalb von sage und schreibe 2 Tagen erhalten!
Achtung: Obwohl die Förderung zeitlich nicht begrenzt ist, liegt die veranschlagte Fördersumme bei 2 Millionen Euro, und wenn diese aufgebraucht sind, läuft die Förderung aus.
4. Schritt: Anlage kaufenSobald der Bewilligungsbescheid da ist, sollte man die Anlage kaufen. Man
darf sie auch schon bis zu 3 Monate vor Beantragung kaufen, doch hat dann natürlich keine Garantie dafür, dass man die Förderung auch wirklich erhält.
5. Schritt: Beim Netzbetreiber anmeldenDer zuständige Netzbetreiber in Bonn ist BonnNetz. Dieser bietet auf seiner Website ein "vereinfachtes Anmeldeverfahren" an:
einspeiser.bonn-netz.de/ueb…chtSofern man noch keinen modernen (digitalen) Stromzähler hat, sondern einen alten (analogen) Stromzähler ohne Rücklaufsperre, beantragt man hierbei gleichzeitig auch dessen Austausch. Dieser Austausch hat kostenlos zu erfolgen! Falls BonnNetz den Einbau wider erwarten dennoch in Rechnung stellt, sollte man mit der Begründung widersprechen, dass der Austausch alle Zähler bundesweis bis spätestens 2032 ohnehin gesetzlich vorgeschrieben ist - ganz unabhängig vom Betrieb einer Mini-PV-Anlage.
Für einen modernen Stromzähler
kann nach Ermessen des Netzbetreibers jährlich eine minimal höhere Gebühr fällig werden als für einen analogen Zähler (bis maximal ca. 20 statt ca. 8-13 €), die im Rahmen der Grundgebühr an den Stromanbieter gezahlt wird. Pro Monat also nicht mal 1 € Mehrkosten, die man ja locker durch die Stromersparnis wieder reinholt.
6. Schritt: Im Marktstammdatenregister anmeldenDas ist eine Voraussetzung dafür, dass man die Förderung erhält, doch zum Glück eine reine Formsache. Die Registrierung erfolgt unkompliziert über die Website des Marktstammdatenregisters
marktstammdatenregister.de/MaStR7. Schritt: Anlage montieren und in Betrieb nehmenNatürlich kann man die Anlage auch schon vorher montieren, doch in Betrieb nehmen darf man sie offiziell erst nach Anmeldung im Marktstammdatenregister und ggf. Austausch des Zählers.
8. Schritt: Förderung erhaltenNachdem die Anlage montiert und beim Marktstammdatenregister angemeldet ist, reicht man bei der Förderstelle der Stadt Bonn unter Bezug auf seine Fördernummer per Mail folgende Unterlagen rein (Details hierzu stehen im Bewilligungsbescheid):
- Anmeldebestätigung im Marktstammdatenregister
- Foto der montierten Anlage
Das war alles! Nun erhält man seine bewilligte Fördersumme und spart langfristig Stromkosten