Was ist ein Balkonkraftwerk und worauf sollte man bei der Anschaffung achten?

eingestellt am 13. Sep 2023
Hallo zusammen,

Das Thema ist heiß begehrt und im Zuge der Energiekrise und steigender Stromkosten, stößt man im Internet immer wieder auf Begriffe wie Balkonkraftwerk, Photovoltaik oder auch Mini PV-Anlage.
Bestimmt fragen sich viele, was ist das überhaupt und wofür ist das nützlich?

Auch ich musste mich zu diesem Thema viel durchlesen und bin dennoch kein Experte. Ich bin für Verbesserungsvorschläge oder Korrekturen jederzeit bereit!

Wir gehen heute folgende Fragen durch!
  • Was ist ein Balkonkraftwerk?
  • Wie funktioniert es?
  • Welche Vorteile habe ich?
  • Wie viel Strom produziere ich und wie viel lässt sich dadurch einsparen?
  • Wie viel kostet mich eine Anlage?
  • Welche Voraussetzung muss man erfüllen und worauf sollte ich vor dem Kauf achten?


  • 1. Was ist ein Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk wird auch Stecker-Solaranlage oder Mini-PV-Anlage genannt.
Balkonkraftwerke verfügen in der Regel über ein oder zwei Solarmodule. Diese erzeugen aus Sonnenstrahlung Solarstrom für den heimischen Verbrauch.

Wie der Name bereits hergibt, wird die Anlage vorwiegend auf dem Balkon angebracht. Sie kann aber auch an der Fassade oder auf dem Dach platziert werden. Am besten sucht man sich einen Platz, wo die Sonneneinstrahlung am stärksten ist.

Theoretisch kann jeder Verbraucher ein solches Kraftwerk betreiben, muss es aber beim Netzbetreiber und den entsprechenden Behörden melden. Auch die Genehmigung beim Vermieter oder auch beim Hauseigentümer sollte man hierbei nicht vergessen! Mehr dazu weiter unten



  • 2. Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Eine Anlage besteht aus folgenden Komponenten: Solarmodule, Wechselrichter, Vorrichtungen zum Befestigen der Module und die dazugehörigen Kabel. Viele Hersteller bieten auch gleich Komplett-Sets an.

Die Funktionsweise ist eigentlich einfach erklärt. Die Solarpanels fangen das Sonnenlicht ein. Die Anlage erzeugt daraus Gleichstrom. Anschließend wandelt der Wechselrichter den Gleichstrom in Wechselstrom um, der dann wiederum über die Steckdose in euer Haus gelangt.

So könnte es aussehen:


  • 3. Welche Vorteile habe ich?

Kosten sparen und auch gleichzeitig was für die Umwelt tun? Für viele ist das schon Grund genug!
Strom über ein Balkonkraftwerk zu erzeugen ist schlichtweg umweltfreundlich. Zwar ist die erstmalige Anschaffung eines Balkonkraftwerks mit hohen Kosten verbunden, diese gleichen sich aber schon nach einem kurzen Nutzungszeitraum aus.

Natürlich ist die Stromerzeugung vom eigentlichen Wetter abhängig. Bei Regen und Wolken kann kaum bis kein Strom produziert werden. Dafür gibt es allerdings auch eine Lösung. Einige Hersteller bieten Balkonkraftwerke mit Speicher an. Wenn an einem sonnigen Tag zu viel Strom produziert wird, dann kann dieser an regnerischen Tagen oder in der Nacht verwendet werden.



  • 4. Wie viel Strom produziert man und wie viel lässt sich dadurch einsparen?

Ein Balkonkraftwerk mit einem 600-Watt-Modul erzeugt im besten Fall etwa 600 kWh.
(Watt bezeichnet die Leistung, also wie schnell Energie umgesetzt wird. Und eine Kilowattstunde (kWh) bezeichnet die erzeugte oder verbrauchte Energie in einem Zeitraum)

⚠ Aktuell gilt die Leistungsgrenze in Deutschland bei 600 Watt. Künftig möchte die Regierung diese auf 800 Watt anheben.

Beispielrechnung:
Ein durchschnittlicher Haushalt mit zwei Personen verbraucht 3.000 kWh jährlich. Davon lassen sich durch ein Balkonkraftwerk also etwa bis zu 20 Prozent im Jahr einsparen.

Bei einem Strompreis von 40 Cent/kWh könnt ihr so bis ca. 240 Euro jährlich an Stromkosten einsparen. Mit einem Anschaffungspreis von 800 Euro hat sich ein Balkonkraftwerk damit nach 3,5 Jahren amortisiert.

Für ein Zweifamilienhaus benötigt man 8-11 kWp Photovoltaik. Ein durchschnittlicher 4-Personen-Haushalt verbraucht 4.500 kWh Strom im Jahr. Zwei Haushalte verbrauchen demnach rund 9.000 kWh. Eine 10 kWp PV-Anlage deckt diesen Bedarf.

Wie viel „Photovoltaik“ man tatsächlich benötigt, hängt vom Verbrauch der beiden Haushalte ab. In dieser Tabelle hier könnt ihr einige Beispiele mit Durchschnittswerten pro Haushalt sehen.

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  • 5. Wie viel kostet mich eine Anlage?

Diese Frage ist von vielen Faktoren abhängig. Welchen Hersteller nehme ich? Möchte ich eine Anlage mit oder ohne Speicher? Traue ich mir das zu und installiere die Anlage selber?
Wer sich mit diesem Thema noch gar nicht beschäftigt hat, sollte sich am besten vorher beraten lassen!

Es gibt Anlagen, die bereits ab 400€ losgehen. Wer z.B. eine mit Speicher zulegen möchte, der muss dann etwas tiefer in die Tasche greifen.

Folgende Standards und Normen sollten erfüllt werden (Quelle: business-on.de/bal…tml)

  • DGS Sicherheitsstandard 0001:2019-10
  • VDE-AR-N 4105
  • Bald: VDE V 0126-95

Hier möchte ich auch dazu erwähnen, dass einige Bundesländer Förderprogramme anbieten. Je nach Bundesland kann man eine Einmalzahlung bis zu ca. 500€ mitnehmen.

Eine zusätzliche Versicherung wird nicht benötigt. Der Schutz besteht in der Regel durch die Hausrat- oder Privat-Haftpflichtversicherung. Am besten informiert ihr auch gleich die Versicherung.



  • 6. Welche Voraussetzungen muss man erfüllen und worauf sollte ich vor dem Kauf achten?

Hier sollte man sich am besten eine Checkliste anlegen und folgende Punkte durchgehen:

✅ [Wo soll das Balkonkraftwerk stehen?] ✅
Erstmal sollte man überhaupt prüfen, wo bringe ich Sie an? Optimal ist natürlich ein Südbalkon. Aber auch mit einer Ost- oder West-Ausrichtung erzielt man gute Ergebnisse. Wichtig ist auch, dass ihr unmittelbar in der Nähe eine Steckdose haben müsst.

✅ [Zustimmung Vermieter/WEG prüfen] ✅
Wie bereits oben erwähnt, ist die Genehmigung beim Vermieter oder beim Hauseigentümer einzuholen.

✅ [Förderungen prüfen] ✅
Bei der Anschaffung eines Balkonkraftwerkes gibt es manchmal sogar noch Geld dazu. Wofür genau und wie hoch die Förderungen sind, ist in jeder Region anders geregelt.

Hier sind einige Städte mit der direkten Verlinkung zu dem jeweiligen Antrag.
  • Berlin (bis zu 500 Euro)
  • Stuttgart (pauschal 100 Euro Zuschuss für Balkonkraftwerke)
  • München (50 Cent pro Watt Peak, maximal 50 Prozent der Kosten)
  • Düsseldorf (50 Prozent der Anschaffungskosten, höchstens aber 600 Euro, kostenlose Anschaffung für Haushalte mit geringem Einkommen)
  • Köln (bis zu 200 Euro Zuschuss)

Bei Computer-Bild gibt es eine schöne Auflistung mit vielen weiteren Städten und alles schön sortiert!

✅ [Passende Anlage wählen] ✅
Laut meiner Recherche am Anfang musste man je nach der jeweiligen Bauverordnung des Bundeslandes auf diverse Unterschiede achten. Zum Glück hat mich ein User darauf aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, dass die technischen Bauvorschriften nicht für Balkonkraftwerke gelten. Mehr dazu könnt ihr HIER nachlesen.
Dennoch gibt es aktuell viele verschiedene Angebote/Hersteller auf dem Markt. Am besten vergleicht ihr die passenden Module. Dazu eignet sich hier z.B. Verivox

✅ [Stromzähler kontrollieren] ✅

Der Stromzähler darf nicht rückwärts laufen. Deshalb ist es umso wichtiger zu prüfen, ob der Stromzähler eine Rücklaufsperre hat. Falls nicht, muss ein neuer Stromzähler installiert werden.

In Deutschland gibt es grundsätzlich zwei Arten von Stromzählern:

  • Ferraris-Zähler: Das sind mechanische Stromzähler und sind mit einem rotierenden Magneten ausgestattet. Sie zählen den Stromverbrauch auf mechanische Weise.

  • Elektronische Stromzähler: Diese sind eher der Standard in Deutschland. Sie werden auch als digitale Stromzähler bezeichnet. Hier wird er Stromverbrauch elektronisch erfasst und wird anschließend digital ausgegeben.

Für den Betrieb und die Einspeisung eines Balkonkraftwerks sind beide Arten von Stromzählern geeignet, sofern sie über eine Rücklaufsperre verfügen. Diese verhindert, dass der von der Photovoltaikanlage erzeugte Strom zurück ins Netz fließt und vom Zähler erfasst wird.

✅ [Balkonkraftwerk anmelden] ✅
Das Balkonkraftwerk muss beim Netzbetreiber und dem Marktstammdatenregister angemeldet werden.
Im Marktstammdatenregister werden alle Energieerzeuger eingetragen.
Auch den Netzbetreiber müsst ihr informieren, bei den meisten Anbietern werden Formulare online zur Verfügung gestellt. Alternativ einfach beim Netzbetreiber anrufen!



Fazit: Im Grunde genommen muss jeder für sich selber entscheiden, ob er solch eine Investition überhaupt machen möchte. Aber ich hoffe, dass ich hiermit zumindest einige von euch ein wenig aufklären konnte. 💡💡

Ich möchte euch folgende (noch aktiven) Deals nicht vorenthalten. 🔥


In diesem Video wird euch Schritt für Schritt alles erklärt. Von Installation bis zur Anmeldung!



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40 Kommentare

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  1. tscherub's Profilbild
    "Dazu kommt, dass ihr im Optimalfall unabhängig vom eigentlichen Stromnetz seid. In der Vergangenheit kam es schon öfter vor, dass von einem Totalausfall die Rede war."


    99,99% Der hier angebotenen Balkonkraftwerke können das explizit nicht. Sollte man ggf. etwas besser klarstellen.


    Und bei 4. Vll. Noch Eigenverbrauch mit rein nehmen.


    Aber sonst nette Übersicht. Danke.
    mull_mullsen's Profilbild
    Das erfüllt sogar absolut keines der Balkonkraftwerke, da alle eine Netzverbindung benötigen.
  2. Amoled's Profilbild
    Hier abgeschrieben business-on.de/bal…tml ? Ich frag nur, weil die Grafik nicht referenziert wird und schon der erste Satz 1:1 ist (bearbeitet)
    SPAR.taner's Profilbild
    Autor*in
    Tatsächlich musste ich mich ja auch durchlesen und habe mindestens 20 Seiten durchforstet. Die Seite war eventuell auch dabei. Einzelne Sätze habe ich mal per Copy & Paste eingefügt. (bearbeitet)
  3. Kitereisespezialist's Profilbild
    Technische Bauvorschriften gelten nicht für Balkonkraftwerke --> golem.de/new…tml
    SPAR.taner's Profilbild
    Autor*in
    Danke erstmal. Ich lese mir das bei Gelegenheit durch und würde dann natürlich den Beitrag dementsprechend anpassen!
  4. Icefuchs30's Profilbild
    Ein Balkonkraftwerk macht nur dann Sinn, wenn man den Strom exakt dann verbraucht, wenn er geliefert wird (also tagsüber). Oder man verfügt noch über einen alten Ferraris Zähler ohne Rücklaufsperre. Sobald Ihr anmeldet wird euer Zähler vom Netzbetreiber kostenpflichtig ausgetauscht. Daher sind schätzungsweise 70% der Balkonkraftwerke nicht angemeldet.

    So oder so tut man etwas gutes fürs Klima. Bei einer Anmeldung und Zählertausch kann man sich aber locker auf eine Verdoppelung der Amortisierungszeit einstellen und verschenkt seinen Strom kostenlos an die großen Stromerzeuger. Ob das Fair ist und ob man das will muss jeder selbst für sich entscheiden. Fakt ist das Strafen drohen wenn man nicht anmeldet. Ob das vor Gericht allerdings durchsetzbar wäre, bezweifle ich, denn es gibt ja keinen Nachweis dass das Balkonkraftwerk tatsächlich angeschlossen war.

    Ab 2024 soll es vorbergehend (über einen Zeitraum von 3 Monaten) erlaubt werden, dass sich ein Ferraris Zähler auch rückwärts drehen könnte.

    Ich persönlich finde die Diskussion und die Blokadehaltung der Stromerzeuger bei diesem Thema sowas von lächerlich, aber es zeigt sich mal wieder es geht am Ende alles nur ums Geld und nicht um Klimaschutz. Denn jede KW die ein Zähler rückwärts läuft oder der eingespart wird, kann man nicht an den Kunden verkaufen. Daher ist es so kompliziert Balkonkraftwerke anzumelden. Herzlichen Dank. (bearbeitet)
    Eshco's Profilbild
    Für den Zählertausch dürfen keine Kosten für den Kunden anfallen. Das hat die Clearingstelle EEG|KWKG vor einiger Zeit nochmal klargestellt.
    Sollte der Netzbetreiber dennoch irgendwelche Gebühren verlangen -> Direkt widersprechen!
  5. aabbc1's Profilbild
    habe mir im Juni (Dank eines Deals) auf Mydealz auch ein Balkonkraftwerk gekauft. Bin soweit wirklich zufrieden. Vielen Dank für die ausführliche Erklärung.
  6. saltysalt's Profilbild
    40 Cent/kWh ist aber auch was hoch. Zahlen aktuell nur 24 Cent/kWh
    dani.chii's Profilbild
    24 Cent? Wo? Die will ich auch!
  7. ibex's Profilbild
    Danke!  
     

    Den Thread kann man zukünftig ja auch nutzen um die grundsätzlichen Fragen zu klären. Dann könnte man sich ganzen Diskussionen sparen und auf diesen Thread verweisen!

    Habe mit dem Thema zwar nichts am Hut aber gefühlt machen die Leute aus einer Anschaffung immer eine Wissenschaft für sich wenn ich mir die ganzen Diskussionen dazu immer so angucke, sind auch die Fragen immer ähnlich.
    Jens_Bauer90's Profilbild
    Um fragen zu beantorten, ist das hier die falsche Plattform. Viel Halbwissen und meistens reicht es nicht mal dafür.
  8. lax214's Profilbild
    Danke für die schöne Übersicht
  9. enuri's Profilbild
    Tolle Übersicht und für Leute wie mich, die sich gar nicht mit der Materie auskennen, super und verständlich erklärt!
  10. Blacky666's Profilbild
    Top Zusammenfassung 1 mit *
  11. Craftplorer's Profilbild
    Gibt es irgendwo eine gute Übersicht für Montagesystem? Suche was für ein Flachdach mit PVC Wellplatten. Am besten keine Halterung für 100€ pro Modul.
    paet0r's Profilbild
    Schraub die doch einfach daran fest. Kostet dich 4 Schrauben pro Modul.
  12. Parity's Profilbild
    Ich frag mich ob Balkonkraftwerk oder gleich richtige Anlage >10kW bei mir mehr Sinn macht. Schneller gerechnet hat sich bestimmt die kleine...
    huha123's Profilbild
    Eine Balkonanlage, am besten selbst installiert, ist wirtschaftlich gesehen unschlagbar. Rechnet man mit etwa 1800-2000€ pro schlüsselfertig installiertem Kilowatt Peak kommt man in ganz andere Preisregionen. Wenn man sich nicht übers Ohr hauen lässt, ist aber auch die große Anlage wirtschaftlich.
  13. fabi_dealz's Profilbild
    Grafikkarte g
  14. jonas3112's Profilbild
    Nichts zu den Änderungen 2024 aber dafür den unsinnigen und falschen Part zur angeblichen Unabhängigkeit vom Stromnetz. Muss man jetzt nicht verstehen, wieso das so gepostet wurde.
    SPAR.taner's Profilbild
    Autor*in
    Wurde doch von mir abgeändert. Hatte mal im Netz was dazu gelesen. Wie auch bereits erwähnt, bin auch kein Experte. Das ist laut meiner Recherche der aktuelle Stand. Falls irgendwas falsch sein sollte, würde ich das natürlich ändern.
  15. luckylion56's Profilbild
    "Ein Balkonkraftwerk mit einem 600-Watt-Modul erzeugt im besten Fall etwa 600 kWh."
    Das wäre topp.
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